TOP Secret - Datenschutz leicht gemacht

Liebe Leserinnen, liebe Leser, als Datenschutzbeauftragter habe ich tagtäglich mit der, für viele etwas „trockenen“, Materie Datenschutz zu tun. Für mich ist dieses Thema allerdings alles an- dere als langweilig. Es ist spannend, abwechslungs- reich und vor allem existenziell. Das glauben Sie nicht? Dann lesen Sie weiter! Die Ursprünge des Datenschutzes gehen auf über hunderte von Jahren zurück. Wussten Sie, dass das Briefgeheimnis bereits vor circa 300 Jahren einge- führt wurde? Damals drohte Postbeamten, die verbo- tenerweise Briefe öffneten, die Entlassung und eine strafrechtliche Ahndung. Aus dem Briefgeheimnis haben sich mit dem Post- und dem Telekommunikati- onsgeheimnis weitere Rechtsnormen entwickelt, die als Grundrechte der Verfassung verankert sind. Das war zwingend notwendig, denn wer möchte schon, dass seine Telefonate abgehört und E-Mails mitgele- sen werden? Im Laufe der Jahrzehnte war eine kontinuierliche Anpassung der Rechtsvorschriften notwendig. Nach heutigem Rechtsverständnis ist sogar jeder Umgang mit Informationen, über die persönlichen Angelegen- heiten einer Person, ein Eingriff in deren Persönlich- keitsrechte. Idealerweise bestimmt jeder selbst, wer welche Daten, zu welchem Zweck über ihn in Erfah- rung bringen und verwenden darf. Soweit die Theo- rie. In der Praxis sieht das anders aus, denn in unse- rem sozialen Leben kommen wir nicht darum herum Informationen über uns preiszugeben. Sei es beim bargeldlosen Bezahlen, beim Arztbesuch, bei der Bu- chung einer Reise – sogar beim Surfen im Internet und der Benutzung unseres Mobiltelefons hinterlas- sen wir Spuren in Form von digitalen Daten, ohne dass wir es bewusst merken. Datenschutzrechtliche Vorschriften und Gesetze stel- len sicher, dass der Umgang mit unseren Daten so gering wie möglich in unsere Persönlichkeitsrechte eingreift. Die Rechtsvorschriften bilden dabei einen Zulässigkeitsrahmen für die Verarbeitung von perso- nenbezogenen Daten. Ein Beispiel: Im europäischen Datenschutz ist es un- zulässig, die Kreditwürdigkeit einer Person danach zu beurteilen, mit wem sie in den sozialen Netzwerken befreundet ist; oder die Datenspuren zu genauen Pro- filen zusammenzuführen, sodass eine Beurteilung der ideologischen oder religiösen Linientreue möglich ist. Sie werden überrascht sein, technisch ist dies bereits problemlos möglich und wird wohl leider auch über- all dort praktiziert, wo die Wirksamkeit der Rechts- grundlagen (noch) keine Anwendung findet. Datenschutz geht uns alle an, nicht nur, wenn es sich um unsere Daten handelt, sondern auch, wenn wir die Daten Dritter verarbeiten. Eine Verarbeitung per- sonenbezogener Daten ist immer mit technischen Ri- siken verbunden. Ein unerlaubter Zugriff oder die un- erlaubte Weitergabe personenbezogener Daten kann die Persönlichkeitsrechte ebenso verletzen wie eine unzulässige Verarbeitung. Entsteht durch den Ver- stoß gegen datenschutzrechtliche Vorschriften ein materieller oder immaterieller Schaden, hat die ge- schädigte Person Anspruch auf Schadenersatz. Dem Verursacher drohen zudem empfindliche Geldbußen. Sie sehen, das Thema Datenschutz kann spannend sein und sich zu einem dramatischen Krimi entwi- ckeln, wenn man die Spielregeln nicht kennt. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und bin mir sicher, Sie werden unterhalten! Reinhard M. Novak Datenschutzbeauftragter der HSM GmbH + Co. KG Was wird unter Datenschutz verstanden? Warum müssen Daten geschützt werden? 3

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